Flüchtige Gedanken zum Dschungelcamp

Bernhard Sinkel vergib mir, ich habe gesündigt. Die achte Staffel von „Ich bin ein Star, holt mich hier raus“ ist für mich die erste. Was ich gesehen und dabei empfunden habe, ließe sich viel besser von Erika Fuchs oder Gudrun Penndorf in Worte fassen: Ächz, stöhn, würg. Hier trotzdem einige kurze Anmerkungen, wer die Sendung ohnehin hasst, kann natürlich sofort weiterklicken, es folgt jetzt keine Verteidigungsrede.

  • Bis zu 7,8 Millionen Zuschauer pro Folge. Das letzte große „Wir-sitzen-alle-vor-der-Glotze“-Format im deutschen Fernsehen? Oder nur das Letzte?
  • Ja, die „Stars“ sind selbst schuld, werden bezahlt. Aber wenn jemand nicht weiß, was er tut, muss er in Schutz genommen werden vor den gierigen Augen der Öffentlichkeit. Stimmt’s Larissa?
  • Die Medien haben nichts Besseres zu tun, als das Ganze livetickernd zu begleiten und sich in wortspielerischer Ironie zu ergehen. Dabei ist das eine literarische Form, die für ernsthafte Inhalte geeignet ist. Nicht für etwas, das absurder ist als „Warten auf Godot“.
  • Kinder reden auf dem Pausenhof über das Dschungelcamp. Erschreckend.
  • Tierschützer, wo seid Ihr, wenn man Euch braucht?
  • Lässt man die Verbalinjurien weg, ist das Format erschreckend langweilig. Der Dschungel drumrum mag ja echt sein, aber das Camp ist auch bloß ein Wohnzimmer ohne Schrankwand und Fernseher. Ich kenne Big Brother nicht, aber ist das nicht dasselbe ohne Maden?
  • Nein, ich verstehe nicht, worum es eigentlich geht. Könnte daran liegen, dass ich immer mittendrin ein- und nach höchstens 20 Minuten wieder ausgeschaltet habe. Wie wird man eigentlich Dschungelkönig?
  • Über so was können sich die Leute aufregen. Die NSA langweilt dagegen.
  • Fehlt nur noch die ZDF-Kopie, oder gibt’s die schon?
  • In der Wikipedia steht, dass das Camp 2013 für den Grimme-Preis nominiert war. Nee, oder?

 

 

 

„Made in Germany“: RTL und die Angst vor relevanter Unterhaltung

Das ärgert mich jetzt wirklich: RTL hat laut dwdl.de die Doku-Coaching-Soap „Made in Germany“ (Link zur ersten Folge bei RTL now) bereits nach der Pilotfolge vom Primetime-Platz hinter „Wer wird Millionär“ ins sonntägliche Nachmittagsloch gestoßen. Schuld war natürlich die Quote. 3,38 Millionen Zuschauer waren scheinbar zu wenig. Vielleicht lag es auch am schlechten Marktanteil in der Gruppe der 14- bis 49-Jährigen 11,4%), dass jetzt der „Undercover Boss“ nach Jauch ins Rennen gehen darf.

Jetzt werdet Ihr vielleicht die Achseln zucken. Aber mich macht es wütend, dass ein einigermaßen seriöses Doku-Format in heller Panik abgeschossen wird, weil das Thema beim ein oder anderen Zuschauer den Griff zur Fernbedienung auslöst. In „Made in Germany“ geht es um Langzeitarbeitslosigkeit. Die Augsburger Unternehmerin Sina Trinkwalder wird beim Versuch begleitet, den Unvermittelbaren eine neue Perspektive zu geben. Und das ausgerechnet in der Kleidungsindustrie, von der wir drei Dinge ganz genau wissen:

  1. Sie ist fast komplett nach Asien abgewandert.
  2. Der Trigema-Chef hält dagegen, nervt aber kolossal.
  3. Alles industrielle Massenproduktion oder unerschwingliche Einzelstücke.

Von Sina Trinkwalder habe ich in der ersten Folge von „Made in Germany“ einiges dazu gelernt: Nähen ist eine Höllenarbeit. Augsburg war einst ein wichtiges Modezentrum. Man kann in Deutschland mit der Produktion von Stofftaschen Geld verdienen und Arbeitsplätze schaffen. Zumindest Sina Trinkwalder kann das. Die Unternehmerin strotzt vor Energie und wird sichtlich vom Wunsch angetrieben, Menschen zu helfen. Also startet sie ein neues Projekt: Statt Stofftaschen werden Unterhosen genäht, und die Arbeitsplätze werden nicht nur an Näherinnen vergeben, sondern auch an ungelernte Langzeitarbeitslose.

Das Konzept erinnert an Rachs Restaurantschule, auch ein RTL-Format. Auch im Umgang mit den Beschäftigten. Denn im Unterschied zu Soaps auf „Bauer sucht Frauentausch“-Niveau werden die Teilnehmer nicht zur Schau gestellt, sondern ernst genommen. Das lässt sich schwer beschreiben, denn die Grenze zwischen Porträt und Bloßstellung ist schwer zu ziehen. Und natürlich wird auch bei „Made in Germany“ auf die Tränendrüse gedrückt. Als Versuch, das Thema Langzeitarbeitslosigkeit so aufzubereiten, dass beim Zuschauer Verständnis für die Problematik geweckt wird, taugt die Serie allemal. Das liegt vor allem an Sina Trinkwalder, deren Umgang mit den Bewerbern in der ersten Folge so empathisch und zugleich professionell war, dass sie bei mir sofort in eine Vorbildrolle rutschte.

Jetzt aber hat RTL den Faden abgeschnitten. Der unterhaltsame Kurs in Mitarbeiterführung findet abseits der Quote statt. Wieder einmal eine verpasste Chance, die den zuletzt von Wolfgang Lieb schön beschriebenen Niedergang des Privatfernsehens in den vergangenen 30 Jahren illustriert. Man sollte das bedauern, denn wir brauchen unterhaltsame Formate zu schwierigen Themen. Aber bitte zur besten Sendezeit. Denn nur relevante Unterhaltung, die zumindest einen Fetzen Stoff zum Nachdenken birgt, ist gute Unterhaltung.

„Die Pilgerin“ vs. „Game of Thrones“

Hach Josefine, vielleicht hätte ich nie mit „Türkisch für Anfänger“ anfangen sollen. Nach 20 oder so Episoden der teils überaus witzigen, teils total nervigen „Modern Family“ in Berlin kenne ich das Preuß’sche Mienenspiel zwischen schmollend, entrüstet und verheult  zu gut. Und muss feststellen: zum schmutzigen Mittelalter passt es einfach nicht. Zumal Du  mit Bubikopf, schmutzigen Backen und in Sackleinen gewaltig an Ausstrahlung einbüßt.

Aber so war das eben im Mittelalter: Eine Frau auf Wallfahrt, viel zu gefährlich. Also macht sich Tilla, die Unschuld aus der freien Reichsstadt Tremmlingen, im ZDF-Zweiteiler „Die Pilgerin“, verkleidet auf den Weg nach Santiago de Compostela. Dort will sie den letzten Wunsch ihres Vaters erfüllen und das Herz des Toten begraben. Zugleich flieht sie vor dem bösen Bruder und kommt dabei des Öfteren vom Regen in die Traufe. Und in den Schlamm, denn das Mittelalter sieht im ZDF genau so aus, wie wir es uns vorstellen: schmutzig, schlammig und gut gefüllt mit Chauvi-Schweinen.

Für mehr Tiefgang reicht es nicht, daran hat sicher auch die Romanvorlage des Autoren-Duos Iny Lorentz Ihren Anteil. Die Ritter von der traurigen Einfalt haben schon auf Sat1 die „Wanderhure“ als sinnfreies Blut- und Dreck-Spektakel inszeniert. Im ZDF wird aus der Hure nur eine (quasi) Heilige. Der Zuschauer erfährt zumindest in den ersten 120 der insgesamt 180 Minuten (sorry, länger haben wir nicht durchgehalten) nichts über die Zeit, die Menschen, die Lebensumstände. Die Charaktere bleiben stumpf, die Action wirkt zeitweise lächerlich. Ein einarmiger Held, der ganze Heerscharen bezwingt, um dann zu enthüllen, dass er den zweiten Arm nur versteckt hat? Da schau ich mir doch lieber die Ritter der Kokosnuss an: „Ihr Arm ist ab.“ „Das ist nur ein Kratzer.“

Ein Vergleich mit „Game of Thrones„, der HBO-Serie um die Romane von George R. R. Martin, verbietet sich eigentlich. Obwohl, warum nicht? Eine Frage, fast so alt wie das Mittelalter, steht wieder im Raum: Die Deutschen können keine Geschichten erzählen, woher kommt das? Die Antworten sind auch im Fall der „Pilgerin“ vielfältig: Das Format erlaubt keine tiefer gehenden Charakterstudien. Die Schauspieler entfalten sich nicht, vielleicht abgesehen von Volker Bruch, der als Tillas Bruder allerdings auch eine dankbare Schurkenrolle einnimmt. Das Geld fehlt für echte Kulissen und die Kamera schafft es nicht, dahinziehenden Pilgern auch nur einen Hauch von „Herr der Ringe“ zu verleihen.

Der Erfolg von (US-)Serien basiert auch auf dem langen Atem der Produzenten. Man stelle sich die „Pilgerin“ als Zehnteiler vor. Welch Detailreichtum sowohl historischer als auch emotionaler Art hätte da ausgebreitet werden können. So aber ersticken Klischees die Schaulust. Und Josefine können wir nur zurufen: „Lass nächstes Mal die Haare dran!“

Warum wir eigentlich in einem Fernsehwunderland leben (und es nur meist nicht bemerken)

Aus Anlass meines gerade zu Ende gegangenen USA Besuchs, der zufällig zeitgleich mit der Wahl des Präsidenten stattfand, möchte ich kurz eine (kleine) Lanze für unsere deutsche Fernsehlandschaft brechen.

Wer es noch nicht selbst erlebt hat, kann sich glaube ich nicht wirklich vorstellen, was es bedeutet, rund um die Uhr und praktisch gleichgültig auf welchem Kanal (oder auch welchem Medium, denn Radio & Zeitungen sind keinesfalls ausgenommen), von Werbespots berieselt, bzw. eher bedrängt zu werden. Das ist hier (in den USA) natürlich schon länger so, aber diesmal war es m.E. (und auch den meisten ‚Einheimischen‘ mit denen ich sprach) noch ein wenig mehr und noch etwas aufdringlicher als bei meinen letzten Aufenthalten hier.

Als Kommunikationsmensch habe ich an meine Gesprächspartner vor Ort natürlich auch die Frage gestellt, ob sie die sehr hohe Anzahl von Werbeunterbrechungen denn nicht nervt (von den Wahlwerbespots mal abgesehen), und die eher überraschende Antwort des Großteils: Nein, den sie schauen praktisch kein ‚klassisches‘ TV mehr(!) und falls doch (meist Nachrichtensendungen oder live Sport), sind sie seit Jahren darauf ‚trainiert‘ die Unterbrechungen aus zu blenden. Dies ist wohl auch der Hauptgrund warum kommerzielles Fernsehen (Pay-TV) in den USA so ungleich erfolgreicher als in Deutschland ist und war. Und warum Internetangebote wie Netflix, Hulu und Andere Nutzerzahlen haben (auch prozentual!) von denen Pay-TV Sender in Deutschland nur zu träumen wagen.

Immer wieder wird argumentiert, dass wir in Deutschland via die GEZ faktisch ja auch für das Fernsehen bezahlen. Dies ist absolut korrekt. Nur ist die aktuelle Haushaltsabgabe von EUR 17,98/Monat, verglichen mit den Preisen in den USA und dem was die Kabelgesellschaften als ‚Sockelbetrag‘ verlangen, lächerlich wenig!  Aktuell liegt ein normaler Haushaltsbeitrag bei mind. $ 50-60/Monat, also ca. EUR 38-42/Monat. Dazu kommen dann noch $ 10-15 für Digitalpakete (für HD Empfang) und nochmals je $ 10-15 für Pay-TV Kanäle wie HBO, Showtime oder spezielle Sportkanäle. Macht also schnell mal $ 100/Monat oder auch mehr.

Und ohne Pay-TV Kanäle, haben Sie dann aber nur die großen Networks wie ABC, NBC und Fox etc. mit all ihren Werbeunterbrechungen im 5-7 min. Takt (!).

In Deutschland erhält jeder der möchte via digitalem Kabel (je nach Bundesland, sprich nach Kabelbetreiber) oder via Satellit zwischen 50 und 100 Free-TV Kanäle, davon zwischen 4 und 15 freie HD Kanäle, und das alles für die oben erwähnten EUR 17,98. Öffentlich-rechtlich sind aktuell (inkl. Der Digitalkanäle von ARD und ZDF) mindestens 19 Kanäle zu empfangen, davon 17 völlig werbefrei und (zumindest via Satellit) 12(!) in HD.

Fazit: Ich bin seither wieder sehr froh in Deutschland fernsehen zu ‚dürfen‘. Ich habe sogar einige Werbepausen ohne zapping geschafft und war zT. sehr überrascht wer momentan alles TV Werbespots schaltet. Aber das ist dann vielleicht ein Thema eines anderen Beitrags.

Weltspiegel

Gibt es außer mir noch jemanden der regelmäßig den Weltspiegel schaut? Man hört und liest sehr selten etwas über die Sendung, trotzdem läuft sie auf einem sehr prominenten Sendeplatz am Sonntag Abend vor der Tagesschau. Es muss also genügend Zuschauer geben.

Der Weltspiegel ist eine meiner Lieblingssendungen überhaupt. Das liegt einerseits an mir, weil ich Außenpolitik sehr interessant finde. Andererseits natürlich an den hervorragenden Beiträgen der Korrespondenten. Gezeigt wird immer eine Mischung aus eher informativen und eher kuriosen Beiträgen. Erstaunlich sind für mich auch immer Beiträge zu aktuellen Geschehnissen, die oftmals die nachfolgenden Sendungen wie Tagesschau und Tagesthemen mit viel mehr Hintergrundinformationen in den Schatten stellen. Die Filme mit den kuriosen Geschichten (wie dem polnischen Dorf, in dem alle Einwohner zum telefonieren auf den Friedhof gehen) sind dann wiederum für mich huntertmal unterhaltsamer als Galileo-Storys über die durchschnittliche Anzahl von Schnitzeln die ein Mensch verdrücken kann.

Immer wieder werden auch Beiträge von ausländischen Sendern bearbeitet und im Weltspiegel ausgestrahlt. Das sind dann meist hochinteressante Beiträge die unter schwierigen Bedingungen entstanden sind, wie z.B. der Beitrag in dem ein Reporter somalische Piraten begleiten konnte oder Beiträge die Filmmaterial aus Nordkorea zeigen. Nicht weniger interessant sind auch Reportagen zu Themen die schon längst aus den Nachrichten verschwunden, für die Betroffenen aber noch immer aktuell sind. Die Probleme in Japan nach Fukushima etwa oder die andauernde Hungersnot in Somalia.

Überhaupt helfen die Beiträge im Weltspiegel, Deutschland und die eigenen Lebensumstände immer wieder ins eigene Weltbild einzuordnen. Andersherum erfährt man immer wieder, wie Deutschland und die Deutschen im Ausland gesehen werden – und dieses Bild ist immernoch viel besser als man es erwartet.

Late-Night-Schland

Wenn man Montags bis Donnerstags den Fernseher nach 22 Uhr noch einschaltet, kann man derzeit die deutsche Late-Night-Show in ihren unterschiedlichen Lebensphasen beobachten. Die frühe Phase ist vergleichsweise früh am Abend jeden Donnerstag um 22:25 Uhr auf ZDFneo zu sehen und firmiert aktuell unter dem Namen „neoParadise“. Der Wanderzirkus von Joko und Klaas hat hier nun wieder einen festen Sendeplatz, nachdem „MTV Home“ zusammen mit dem Free-TV-Angebot von MTV Germany gleich mit eingestampft wurde. Im Gegensatz zu „GameOne“ übrigens, das weiterhin auf MTV im Pay-TV, auf VIVA im Free-TV und im Netz zu sehen ist. Unzufrieden dürften die beiden Junior-Entertainer mit der Entwicklung trotzdem nicht sein, vergeht doch seit Monaten kaum ein Tag ohne dass mindestens einer von ihnen über die Glotze flimmert.

In dieser jungen Phase der Late-Night-Show dürfen sich die Protagonisten noch richtig austoben, viel gibts auf diesem Sendeplatz ja auch nicht zu verlieren. Mit „neoParadise“ setzen Joko und Klaas den Wahnsinn von „MTV Home“ fort und das funktioniert immernoch so gut wie bis vor einem halben Jahr bei MTV. Die eingespielten Filme sind nicht immer originell (hier ein bischen „Jackass“, dort etwas „Elton vs. Simon“) aber immer lustig. Highlights sind Palinas russische Werbespots, die „Erotische Kolumne“ mit Olli Schulz oder der Fernsehkeller in dem Serdar Sumuncu sitzt. Allein für die Leistung, Serdar Sumuncu ins öffentlich-rechtliche Fernsehen zu bringen, verdient die Show einen Preis. Überhaupt sind die vielen Gäste und Gastauftritte eine Stärke der Show.

Etwas gezwungen kommt dagegen die Gag-Parade zum Anfang daher, die Interview-Fragen an A-Promis wie Herbert Grönemeyer oder Eva Padberg und die Antworten darauf kann man bestimmt auch in einigen dutzend Magazinen nochmal nachlesen.
Bei ZDFneo ist zwar die Reichweite wegen der ausschließlich digitalen Ausstrahlung und dem öffentlich-rechtlichen Hintergrund geringer als bei MTV, zumindest theoretisch besteht aber die Chance dass die Kumpel-Moderatoren es vielleicht sogar ins ZDF Hauptprogramm schaffen. Immerhin traut man sich dort inzwischen auch Formate wie die „heute show“ zu zeigen.

Von einer Late-Night-Show im fortgeschrittenen Stadium muss man bei „TVTotal“ sprechen. Stefan Raab hat ebenfalls mal im Musikfernsehen angefangen, mit „Vivasion“ auf VIVA. Wenn man sich seine ersten Shows dort ansieht findet man bestimmt die ein oder andere Parallele zu „neoParadise“. Als „TVTotal“ später auf einem großen Sender startete, begann der Siegeszug des Stefan Raab der wohl mit dem Sieg von Lena auf dem Eurovision Song Contest 2010 seinen Zenit erreicht hat. Die Late-Night-Show ist aber schon länger hauptsächlich eine Promo-Plattform für seine großen TV-Shows und Musikprojekte, nach 12 Jahren ist von der Unterhaltsamkeit der ersten Folgen nicht mehr viel geblieben. Sein ursprüngliches Motto „Immer frech, aber nie respektlos“ hat Raab in dieser Zeit immer wieder mal über Bord geworfen, um noch ein paar Extra-Lacher zu kassieren. Inzwischen geht „TVTotal“ aber als harmlos durch.

Darauf, dass er harmlos bleibt, kann man sich bei Harald Schmidt noch immer nicht so ganz verlassen. Mit dem (erneuten) Comeback bei SAT1 in diesem Jahr beginnt für die „Harald Schmidt Show“ der letzte Abschnitt im Lebenszyklus einer Late-Night-Show. Seit 16 Jahren existiert die Show, genauso lange sitzt Jürgen Domian auch schon jede Nacht im Fernsehen und im Radio um sich den Abgründen der Gesellschaft anzunehmen. Abgründe taten sich auch schon bei den Quoten der Harald Schmidt Show auf, vor allem bei der ARD. Die waren so tief, dass vor lauter Verzweiflung sogar Oliver Pocher aus der Kiste geholt wurde um dem schwächelnden Harald unter die Arme zu greifen. Regelmäßige Kunstpausen scheinen Harald Schmidt zu inspirieren und so beginnt auch die neue alte Sendung 2011 auf vergleichsweise hohem Niveau. Höhepunkte sind Studiogäste wie Jürgen von der Lippe und Hape Kerkeling, oder die sparsam eingestreuten Besuche von Olli Dittrich. Bei den Einspielern könnte man sich noch eine Scheibe von „neoParadise“ abschneiden und dafür etwas Interviewkompetenz an die Jungs abgeben.

Wie lange Harald Schmidt das noch macht ist wohl nicht abzusehen, der Mann hat offensichtlich Spaß an der Sache. So viel Spaß, dass er lieber öfter als derzeit nur Dienstags und Mittwochs auf Sendung gehen will. Für Joko und Klaas ist eine Ausgabe ihrer Late-Night-Show pro Woche erstmal ausreichend. Und Stefan Raab darf gerne ein bischen kürzer treten. Sonst stirbt seine Show vorzeitig, noch bevor er abends mit grauen Haaren in der ARD am Schreibtisch sitzen und mit Playmobil-Figuren spielen darf.

Der Bodensee-Tatort

Ich bin ja nicht so ein Tatort-Freak.

Aber seit einem Jahr wohne ich wieder „am See“ und als am Sonntatg die beste Ehefrau von allen meinte, man könne doch mal den Bodenseetatort angucken…

Hier ein paar Kommentare.

I.

Also Literaturwissenschaftler fand ich natürlich die Erzählkonstruktion cool:

Ein Krimniautor benutzt dei Werke eines anderen krimiautors um eine Metakrimi nicht nur zu schreiben sondern auch umzusetzen.

Wenn Krimiautor I dann Krimiautor II alles „gesteht“ und beim Showdown ‚weggetackert‘ wird, „klaut“ Krimiautor II ihm in der Schlussszene auch noch die Idee und kündigt an, aus dem, was wir grade als eine um Fiktionen gewickelte Fiktion erlebt haben, einen Tatsachenroman zu machen.

II.

Wenn man hier lebt ist es natürlich sehr irritierend, wenn man dauernd denkt: Und wo ist jetzt diese Allee, auf der die grade fahren?

III.

Die Figuren fand ich recht gut gemacht, spätestens allerdings bei 2/3 hat man so ne Ahnung, dass es nicht der junge „Asperger“ ist sondern eben der ehemalige Finanzmensch. (Warum die Bedienung die Abreise verzögert, bis alle Morde ‚rum sind‘ bleibt allerdings etwas unklar. sie erklärt, es sei noch nicht Zeit sondern erst in 2 Tagen (oder so) – aber WARUM?)

An sich hätte man schon früher merken müssen, dass es der ‚Junge‘ nicht gewesen sein kann. Sozusagen aus ethischen Gründen verbat sich das.

IV.

Die Running Gags (60 km/h, Glatteis, Angelschein) fand ich eher etwas flach.

Und, eure Kommentare?

 

Fazit

Echt krass! So viel modernes Design würde man den Öffentlich-Rechtlichen gar nicht zutrauen. Sicher gut gemacht, am Anfang etwas Furcht einflößend. Man hängt halt wirklich an allem Alten.

Ich finde ja der Raum ist für die kleine Crew ein wenig zu groß geworden.
Aber bei Raumschiff Enterprise ist ja auch immer ganz viel Luft um alle Darsteller. Man munkelt, das ZDF wollte mit dem neuen Look auch wieder verstärkt die jüngere Zielgruppe ansprechen. Aber wie alt sind eigentlich die ersten Star Trek-Fans heute?
Vielleicht heben wir jetzt ja bald ab und fliegen mit dem ZDF in eine Galaxie der Nachrichten?
TV-Schiff – Surprise.