Warum wir eigentlich in einem Fernsehwunderland leben (und es nur meist nicht bemerken)

Aus Anlass meines gerade zu Ende gegangenen USA Besuchs, der zufällig zeitgleich mit der Wahl des Präsidenten stattfand, möchte ich kurz eine (kleine) Lanze für unsere deutsche Fernsehlandschaft brechen.

Wer es noch nicht selbst erlebt hat, kann sich glaube ich nicht wirklich vorstellen, was es bedeutet, rund um die Uhr und praktisch gleichgültig auf welchem Kanal (oder auch welchem Medium, denn Radio & Zeitungen sind keinesfalls ausgenommen), von Werbespots berieselt, bzw. eher bedrängt zu werden. Das ist hier (in den USA) natürlich schon länger so, aber diesmal war es m.E. (und auch den meisten ‚Einheimischen‘ mit denen ich sprach) noch ein wenig mehr und noch etwas aufdringlicher als bei meinen letzten Aufenthalten hier.

Als Kommunikationsmensch habe ich an meine Gesprächspartner vor Ort natürlich auch die Frage gestellt, ob sie die sehr hohe Anzahl von Werbeunterbrechungen denn nicht nervt (von den Wahlwerbespots mal abgesehen), und die eher überraschende Antwort des Großteils: Nein, den sie schauen praktisch kein ‚klassisches‘ TV mehr(!) und falls doch (meist Nachrichtensendungen oder live Sport), sind sie seit Jahren darauf ‚trainiert‘ die Unterbrechungen aus zu blenden. Dies ist wohl auch der Hauptgrund warum kommerzielles Fernsehen (Pay-TV) in den USA so ungleich erfolgreicher als in Deutschland ist und war. Und warum Internetangebote wie Netflix, Hulu und Andere Nutzerzahlen haben (auch prozentual!) von denen Pay-TV Sender in Deutschland nur zu träumen wagen.

Immer wieder wird argumentiert, dass wir in Deutschland via die GEZ faktisch ja auch für das Fernsehen bezahlen. Dies ist absolut korrekt. Nur ist die aktuelle Haushaltsabgabe von EUR 17,98/Monat, verglichen mit den Preisen in den USA und dem was die Kabelgesellschaften als ‚Sockelbetrag‘ verlangen, lächerlich wenig!  Aktuell liegt ein normaler Haushaltsbeitrag bei mind. $ 50-60/Monat, also ca. EUR 38-42/Monat. Dazu kommen dann noch $ 10-15 für Digitalpakete (für HD Empfang) und nochmals je $ 10-15 für Pay-TV Kanäle wie HBO, Showtime oder spezielle Sportkanäle. Macht also schnell mal $ 100/Monat oder auch mehr.

Und ohne Pay-TV Kanäle, haben Sie dann aber nur die großen Networks wie ABC, NBC und Fox etc. mit all ihren Werbeunterbrechungen im 5-7 min. Takt (!).

In Deutschland erhält jeder der möchte via digitalem Kabel (je nach Bundesland, sprich nach Kabelbetreiber) oder via Satellit zwischen 50 und 100 Free-TV Kanäle, davon zwischen 4 und 15 freie HD Kanäle, und das alles für die oben erwähnten EUR 17,98. Öffentlich-rechtlich sind aktuell (inkl. Der Digitalkanäle von ARD und ZDF) mindestens 19 Kanäle zu empfangen, davon 17 völlig werbefrei und (zumindest via Satellit) 12(!) in HD.

Fazit: Ich bin seither wieder sehr froh in Deutschland fernsehen zu ‚dürfen‘. Ich habe sogar einige Werbepausen ohne zapping geschafft und war zT. sehr überrascht wer momentan alles TV Werbespots schaltet. Aber das ist dann vielleicht ein Thema eines anderen Beitrags.

Weltspiegel

Gibt es außer mir noch jemanden der regelmäßig den Weltspiegel schaut? Man hört und liest sehr selten etwas über die Sendung, trotzdem läuft sie auf einem sehr prominenten Sendeplatz am Sonntag Abend vor der Tagesschau. Es muss also genügend Zuschauer geben.

Der Weltspiegel ist eine meiner Lieblingssendungen überhaupt. Das liegt einerseits an mir, weil ich Außenpolitik sehr interessant finde. Andererseits natürlich an den hervorragenden Beiträgen der Korrespondenten. Gezeigt wird immer eine Mischung aus eher informativen und eher kuriosen Beiträgen. Erstaunlich sind für mich auch immer Beiträge zu aktuellen Geschehnissen, die oftmals die nachfolgenden Sendungen wie Tagesschau und Tagesthemen mit viel mehr Hintergrundinformationen in den Schatten stellen. Die Filme mit den kuriosen Geschichten (wie dem polnischen Dorf, in dem alle Einwohner zum telefonieren auf den Friedhof gehen) sind dann wiederum für mich huntertmal unterhaltsamer als Galileo-Storys über die durchschnittliche Anzahl von Schnitzeln die ein Mensch verdrücken kann.

Immer wieder werden auch Beiträge von ausländischen Sendern bearbeitet und im Weltspiegel ausgestrahlt. Das sind dann meist hochinteressante Beiträge die unter schwierigen Bedingungen entstanden sind, wie z.B. der Beitrag in dem ein Reporter somalische Piraten begleiten konnte oder Beiträge die Filmmaterial aus Nordkorea zeigen. Nicht weniger interessant sind auch Reportagen zu Themen die schon längst aus den Nachrichten verschwunden, für die Betroffenen aber noch immer aktuell sind. Die Probleme in Japan nach Fukushima etwa oder die andauernde Hungersnot in Somalia.

Überhaupt helfen die Beiträge im Weltspiegel, Deutschland und die eigenen Lebensumstände immer wieder ins eigene Weltbild einzuordnen. Andersherum erfährt man immer wieder, wie Deutschland und die Deutschen im Ausland gesehen werden – und dieses Bild ist immernoch viel besser als man es erwartet.